Wenn man an eine islamische Hochzeit denkt, kommen einem sofort traditionelle Rituale und ein farbenfrohes Fest in den Sinn. Doch eine islamische Hochzeit, auch Nikah genannt, ist nicht nur ein Versprechen zwischen zwei Menschen, sondern ebenso eine tiefe spirituelle und soziale Verpflichtung.
In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine aufregende Reise und erklären Ihnen alles zur Tradition und Bedeutung einer islamischen Eheschließung.
Wer darf islamisch heiraten?
Nach dem islamischen Glauben dürfen zwei Menschen heiraten, solange sie die folgenden Grundvoraussetzungen erfüllen:
Einwilligung: Die Einwilligung ist ein wesentlicher Bestandteil der Nikah. Das bedeutet, dass beide Partner der Hochzeit zustimmen müssen und niemand zur Hochzeit gezwungen werden darf.
Reife: Mann und Frau sollten die Pubertät erreicht haben. Zudem wird vorausgesetzt, dass sie sowohl physisch als auch emotional für die Ehe bereit sein.
Religiöse Voraussetzungen: Ein Muslim darf eine andere Muslimin oder eine Frau aus den “Leuten des Buches” heiraten, also eine Christin oder eine Jüdin. Eine Muslimin hingegen darf nur einen muslimischen Mann heiraten.
Keine nahe Verwandtschaft: Eine Ehe zwischen engen Verwandten, wie beispielsweise Eltern und Kinder oder Großeltern und Enkelkinder oder Geschwistern, ist im Islam strengstens verboten.
Keine bestehende Ehe: Ein Mann kann im Islam bis zu vier Frauen heiraten, solange er allen gerecht werden kann. Eine Frau darf hingegen nur einen Mann heiraten.
Bedenken Sie, dass es verschiedene Auffassungen und Interpretationen des islamischen Rechts gibt und die oben genannten Voraussetzungen deshalb variieren können.
Welche Voraussetzungen gibt es für eine islamische Hochzeit?
Bei einer islamischen Hochzeit gibt es verschiedene Rituale, die je nach Kultur und Traditionen unterschiedlich sein können. Es gibt jedoch einige grundlegende Voraussetzungen, die in der Regel immer gegeben sein müssen:
Einwilligung der Ehepartner: Die wichtigste Voraussetzung ist die freiwillige Zustimmung beider Ehepartner. Eine Zwangsheirat ist im Islam strengstens untersagt.
Mahr (Brautgabe): Hierbei handelt es sich um eine verpflichtende Gabe des Bräutigams an die Braut. Sie kann in Form von Geld, Immobilien oder anderen Vermögensgegenständen übergeben werden und dient zum Schutz der Frau.
Ehevertrag: Ein Ehevertrag legt die Rechte und Pflichten beider Ehepartner fest und wird oft von einem Imam oder einer religiösen Autorität vorgelesen.
Zeugen: Damit die Ehe gültig ist, braucht es die Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen. Diese Zeugen bestätigen, dass die Eheschließung freiwillig erfolgt und ein Ehevertrag vorliegt.
Wali (Vormund): Ein Wali ist ein männlicher Verwandter, der die Interessen der Braut vertritt. Dieser Vormund ist aber nicht in allen islamischen Traditionen erforderlich.
Verkündigung oder Walima: Um die Ehe im Anschluss öffentlich bekanntzumachen, findet traditionell ein Hochzeitsfest oder eine Feier (Walima) statt.
Der Ablauf einer islamischen Eheschließung: Schritt für Schritt
Treffen und Zustimmung: Die Familie von Braut und Bräutigam treffen sich, um sich auf die Ehe zu einigen.
Mahr (Brautgabe) festlegen: Die Familie der Braut und der Bräutigam einigen sich auf die Höhe und Art der Brautgabe.
Vorbereitung des Ehevertrags: Es werden alle Rechte und Pflichten der beiden Partner und auch die Details zur Brautgabe festgelegt.
Zeremonie (Nikah): Nach Vertragsabschluss folgt die eigentliche Hochzeitszeremonie, bei der meist ein Imam anwesend ist. Mann und Frau äußern ihre Zustimmung unter Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen.
Lesung und Unterzeichnung des Ehevertrags: Der Ehevertrag wird vorgelesen und Braut und Bräutigam unterschreiben diesen, um die Ehe zu besiegeln.
Dua (Gebet): Nach Abschluss wird oft ein Dua oder ein Segensgebet für das neue Paar gesprochen.
Walima (Hochzeitsfeier): Die Hochzeitsfeier ist oft eine große Feier, bei der Familie und Freunde teilnehmen und Essen und Trinken serviert wird.
Die Mahr (Brautgabe) dient im Islam zum Schutz der Frau.
Welche Dokumente werden für eine muslimische Hochzeit benötigt?
Die erforderlichen Dokumente können je nach Land und lokalen Gesetzen variieren. Im Allgemeinen werden jedoch folgende Dokumente für die Eheschließung benötigt:
Identitätsnachweis: Mann und Frau müssen einen Pass vorlegen, der ihre Identität und ihr Alter bestätigt. Dies kann beispielsweise der Führerschein, Personalausweis oder Reisepass sein.
Ehefähigkeitsnachweis: Hiermit wird bestätigt, dass beide Eheleute rechtlich in der Lage sind zu heiraten. Dieses Dokument kann den Nachweis über die Religionszugehörigkeit oder das Fehlen einer Blutsverwandtschaft enthalten.
Zustimmung der Braut und des Bräutigams: Die Zustimmung kann mündlich oder schriftlich gegeben werden und ist im Islam für die Ehe unbedingt erforderlich.
Hochzeitsvertrag (Nikah): Dieser enthält die Bedingungen der Ehe und die Höhe der Brautgabe. Der Vertrag muss von beiden Parteien, dem Wali (Vormund der Braut) und zwei Zeugen unterzeichnet werden.
Evtl. Scheidungsunterlagen: Falls einer der beiden Eheleute vorher bereits verheiratet war, muss nachgewiesen werden, dass die frühere Ehe rechtmäßig beendet wurde.
Welche Geschenke gibt es bei einer muslimischen Hochzeit?
Wie bei allen Hochzeiten werden auch bei der muslimischen Hochzeit Geschenke von den Gästen an das Brautpaar gegeben. Hierbei handelt es sich meistens um folgende Gaben:
Geld: Geldgeschenke sind bei muslimischen Hochzeiten sehr verbreitet. Das Brautpaar hat so die Möglichkeit, das Geld nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auszugeben.
Schmuck: Schmuck, vor allem Gold, ist in der muslimischen Kultur ein traditionelles Geschenk und wird entweder an die Braut oder an beide Ehepartner gegeben.
Haushaltsgegenstände: Beispielsweise Geschirr, Besteck, Bettwäsche oder Küchengeräte helfen dem Brautpaar, ihr neues Zuhause einzurichten.
Persönliche Gegenstände: Ebenfalls beliebte Geschenke sind Uhren, Parfüm oder Designerartikel.
Religiöse Gegenstände: Einige Gäste schenken auch religiöse Gegenstände wie Korane, Gebetsteppiche oder islamische Kunstwerke.
Welche besonderen Bräuche gibt es bei einer muslimischen Hochzeit?
In der muslimischen Kultur gibt es zahlreiche Bräuche und Traditionen, die je nach Kultur und Region variieren können. Hier sind einige Beispiele:
Verlobung: Bei vielen muslimischen Hochzeiten starten die Feierlichkeiten nicht erst bei der eigentlichen Zeremonie, sondern schon lange vorher. Bei der Verlobung werden Geschenke ausgetauscht und Familie und Freunde des Brautpaares kommen zusammen, um die bevorstehende Ehe zu feiern.
Henna-Nacht: Bei der Henna-Nacht werden die Hände und Füße der Braut mit Henna-Tattoos verziert. Bei dieser Nacht sind in der Regel nur Frauen anwesend und Lachen, Tanzen und Singen ist ein fester Bestandteil des Abends.
Rukhsati (Abschied der Braut): Der Moment des Abschieds ist ein sehr emotionaler Moment. Hierbei verabschieden sich Vater und Mutter der Braut, wenn sie das Elternhaus verlässt, um zu ihrem Bräutigam zu ziehen.
Baraat (Ankunft des Bräutigams): Dieser feierliche Umzug zur Ankunft des Bräutigams beim Haus der Braut oder am Ort der Zeremonie wird Baraat genannt. Er geht oft mit Musik, Tanz und Gesang einher.
Was kostet eine islamische Trauung?
Die Hochzeit vor dem Standesamt ist immer kostenlos, es ist jedoch die Tradition, der Moschee eine Spende zu geben. Die eigentlichen Kosten hängen aber von den Feierlichkeiten ab.
Je nach Anzahl der Gäste und Art der Feier kann eine islamische Hochzeit zwischen 1.000 Euro und 10.000 Euro kosten. Kostenfaktoren können beispielsweise sein:
Veranstaltungsort: Die Kosten können hier sehr stark variieren, je nachdem, ob die anschließende Feier zu Hause, in einer Moschee oder in einem Veranstaltungssaal stattfindet.
Essen und Trinken: Das Catering ist ein Kostenfaktor, der nicht unterschätzt werden sollte, insbesondere, wenn viele Gäste geladen sind.
Dekoration: Blumen, Beleuchtung und Möbel machen einen großen Teil des Hochzeitsbudgets aus.
Kleidung: Auch hier hängen die Kosten stark davon ab, ob maßgeschneiderte Outfits oder Outfits von der Stange gekauft werden.
Fotografie und Videografie: Professionelle Fotografen und Videografen können sehr teuer sein, je nachdem, wie lange sie im Einsatz sind.
Transport: Für den Transport der Hochzeitsgesellschaft fallen ebenfalls Kosten an. Diese können stark ansteigen, wenn die Feier an verschiedenen Orten stattfindet.
Welche Rechte haben die Eheleute nach der Hochzeit aneinander?
Sie sind nun verheiratet und nun beginnt die eigentliche Reise. Ziel ist eine harmonische Partnerschaft, in der Sie sich gegenseitig respektieren und unterstützen. Seien Sie sich jedoch Ihrer Rechte und Pflichten immer bewusst.
So ist es nun des Mannes Pflicht, für den Lebensunterhalt seiner Ehefrau zu sorgen. Zudem muss er ihr die Mahr übergeben, welche die Braut alleine und nach Belieben verwenden kann.
Zudem haben Sie nun beide das Recht auf eine sexuelle Beziehung miteinander. Dies sollte immer in einer liebevollen Weise geschehen und Wünsche und Bedürfnisse sollte frei geäußert werden können.
Was die Erziehung von Kindern angeht, sind beide Eheleute dazu verpflichtet, sich um die gemeinsamen Kinder zu kümmern und diese zu erziehen.
Letztendlich hat der überlebende Ehepartner im Falle des Todes des anderen Ehepartners das Recht auf einen Teil des Erbes.
Behalten Sie alle Rechte und Pflichten, die mit einer muslimischen Hochzeit einhergehen, immer im Hinterkopf und entwickeln Sie ein tieferes Verständnis füreinander. Denn nur so kann die Ehe auch wirklich Glück und Zufriedenheit bringen.
Gold ist in der muslimischen Kultur ein traditionelles Geschenk und wird entweder an die Braut oder an beide Ehepartner gegeben.
Wie läuft eine muslimische Hochzeit in der marokkanischen Kultur ab?
Eine marokkanische Hochzeit ist anders als alles, was Sie bisher erlebt haben. Sie ist bunt, laut und fröhlich und dauert in der Regel mehrere Tage.
Alles beginnt mit einem Verlobungsritual, dem sogenannten Khitba. Hierbei einigen sich die Familien auf die Hochzeit und die Brautgabe. Nach der Verlobung folgen dann weitere Feierlichkeiten. Hierzu gehört das Henna-Fest, bei dem die Braut mit Henna-Tattoos bemalt wird. Diese sind ein Symbol für Glück und Schutz.
Am Tag der Hochzeit wird die Braut auf einem Amariya in die Hochzeitsfeier getragen. Das ist eine Art Thron, auf dem die Braut mit ihren traditionellen marokkanischen Hochzeitskleidern sitzt. Bei den Männern ist es oft so, dass diese ebenso in traditioneller Tracht gekleidet sind und manchmal sogar auf einem geschmückten Pferd zur Feier kommen.
Nun folgt die Fatiha, die erste Sure des Korans, die vom Imam vorgelesen wird und die muslimische Eheschließung, die Nikah. Hier gibt der Bräutigam sein Eheversprechen ab und die Braut ihr Einverständnis, oftmals über einen Stellvertreter.
Nach der Zeremonie folgt die Feier mit viel Musik, Tanz und einem Festmahl, das auch traditionellen marokkanischen Gerichten wie Couscous und Tajine besteht.
Eine marokkanische Hochzeit ist ein Erlebnis, auf welcher trotz Fröhlichkeit die islamischen Werte von Respekt, Verpflichtung und Liebe immer präsent sind. Es ist eine unglaubliche Erfahrung. Wenn Sie die Chance haben, Teil dieser Zeremonie zu sein, sollten Sie sich das auf keinen Fall entgehen lassen.
Feiert das Brautpaar getrennt voneinander?
Es gibt muslimische Kulturen, in denen Männer und Frauen die Hochzeitsfeier getrennt voneinander feiern. Dies kommt besonders in konservativen und streng religiösen Gemeinschaften vor. Hierbei soll die Bescheidenheit und Trennung der Geschlechter eingehalten werden. So kann es sein, dass die Hochzeitsfeier in verschiedenen Räumen oder sogar an verschiedenen Orten stattfindet.
Es sollte jedoch betont werden, dass dies nicht in allen muslimischen Kulturen der Fall ist und es stark von den persönlichen Überzeugungen des Brautpaares und deren Familien abhängt. In vielen Teilen der Welt feiern Männer und Frauen aber gemeinsam.
Auch wenn die Feier getrennt stattfindet, ist es üblich, dass Braut und Bräutigam im Laufe der Feier gemeinsam erscheinen, um Glückwünsche und Geschenke entgegenzunehmen.
Ist die islamische Eheschließung in Deutschland anerkannt?
Eine islamische Trauung, die in einer Moschee durchgeführt wird, ist in Deutschland nicht automatisch rechtlich anerkannt. Sie wird eher als eine religiöse Zeremonie betrachtet und hat keinen rechtlichen Status.
Damit die Eheschließung auch in Deutschland anerkannt ist, müssen Sie die Ehe zwingend auch vor dem Standesamt schließen und sich dort das Ja-Wort geben. Das bedeutet, dass Sie zusätzlich zur islamischen Trauung auch eine standesamtliche Trauung durchführen müssen, um rechtlich als verheiratet zu gelten. Die Trauung vor dem Standesamt kann dabei vor oder nach der religiösen Zeremonie stattfinden. Das ist Ihnen als Brautpaar selbst überlassen.
Denken Sie jedoch daran, rechtzeitig einen Termin für die Trauung und Ihr Ja-Wort beim Standesamt zu vereinbaren.
Darf eine islamische Hochzeit geschieden werden?
Ja, auch im Islam ist eine Scheidung erlaubt. Dies soll jedoch nur als letzter Ausweg betrachtet werden und gilt eher als unerwünscht. Trotzdem erkennt auch diese Religion an, dass es Situationen gibt, in denen die Ehe nicht aufrechterhalten werden kann.
Sowohl der Mann als auch die Frau haben das Recht, die Scheidung zu beantragen. Der Mann kann die Scheidung durch “Talaq” einleiten, der die wiederholte Aussage “ich verstosse dich” beinhaltet.
Die Frau hingegen kann die Scheidung durch “Khul” beantragen. Hierbei wird die Brautgabe zurückgegeben und die Zustimmung des Ehemannes benötigt. Ein weiteres Verfahren, das “Tafreeq” wird durch ein islamisches Gericht durchgeführt.
Nach der Scheidung gelten spezielle Regeln für den Unterhalt und das Sorgerecht der Kinder. Beachten Sie jedoch, dass die Scheidung von Land zu Land unterschiedlich umgesetzt und interpretiert wird.
Fazit
Wie Sie nun wissen, ist die islamische Hochzeit nicht nur eine persönliche Bindung zwischen Mann und Frau, sondern ein bedeutsamer Akt innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft. Sie zeigt den Wert von Ehe und Familie und verankert die Brautleute fest in ihrem Glauben.
Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der von Verantwortung, Liebe und gemeinsamen Werten geprägt ist. Diese Zeremonie zeigt, wie tief verwurzelt der Ehebund im Herzen des islamischen Glaubens ist.
Die islamische Trauung, die in einer Moschee durchgeführt wird, ist in Deutschland nicht automatisch rechtlich anerkannt.